Zur Person

Das Projekt „Frauenwege“ zeigt Wissenschafterinnen an der Medizinischen Universität Wien und stellt deren Karrierewege beispielhaft dar.

Interview: "Frauenwege" - Zeliha Özlü-Erkilic

Titel:Mag.a
Projektfinanzierung vom Bürgermeisterfonds der Stadt Wien (gemeinsam mit Frau Univ.Lekt.in Dr.in Türkan Akkaya-Kalayci) und für den MiA-Award 2014 nominiert.

Arbeitet an der Ambulanz für Transkulturelle Psychiatrie und migrationsbedingte Störungen im Kindes- und Jugendalter der Univ. f. Kinder- u. Jugendpsychiatrie


Warum haben Sie sich für eine wissenschaftliche Karriere entschieden?

Ich wusste schon während meines Psychologie-Studiums, dass ich eine Dissertation schreiben werde. Ich wollte unbedingt in der Migrationsforschung wissenschaftlich tätig sein. Die Migrationsforschung in Österreich ist meiner Meinung nach nicht gut etabliert, daher ist es besonders wichtig in diesem Bereich Studien durchzuführen, um neue Erkenntnisse gewinnen zu können.

 

Wie verlief ihr wissenschaftlicher Weg?

Während meines Praktikums für das Fachspezifikum „Systemische Familientherapie“ und des anschließenden PhD-Studiums an der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie habe ich Frau Univ.Lekt.in Dr.in Türkan Akkaya-Kalayci kennengelernt. Wir haben gemeinsam ein Projekt entwickelt, indem wir Kinder- und Jugendliche mit suizidalem Verhalten in der Akutpsychiatrie untersucht haben. Der Fokus der Studie war Unterschiede bei transkulturellen Risiko- und Resilienzfaktoren zwischen Kinder und Jugendlichen mit und ohne Migrationserfahrung zu erfassen. Um die retrospektive Vergleichsanalyse machen zu können, kooperierten wir mit der Medizinischen Fakultät Cerrahpasa, der Universität Istanbul, Türkei und mit der Universitätsmedizin Charité, Berlin. Dieses Projekt wurde vom „Medizinisch-Wissenschaftlichem Fonds des Bürgermeisters der Bundeshauptstadt Wien“ finanziert. Durch diese Finanzierung habe ich eine Stelle als wissenschaftliche Mitarbeiterin bekommen und bin nach wie vor in der Ambulanz für Transkulturelle Psychiatrie und migrationsbedingte Störungen im Kindes und Jugendalters an der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie tätig.

Voriges Jahr wurde uns ebenfalls vom „Medizinisch-Wissenschaftlichem Fonds des Bürgermeisters der Bundeshauptstadt Wien“ unser Folgeprojekt „Eine prospektive Studie über die psychische Befindlichkeit und die Suizidalität bei Kindern und Jugendlichen: Transkulturelle Risiko- und Resilienzfaktoren“ finanziert. In unserer Studie wird erstmals die psychische Befindlichkeit und die Suizidalität im klinischen Bereich als auch in der Schulpopulation untersucht.

Ich werde heuer mein PhD Studium abschließen. Titel meiner Dissertation: „Eine retrospektive Datenanalyse von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund auf der Akutpsychiatrie – Transkulturelle Risiko- und Resilienzfaktoren bei suizidalem und selbstverletzendem Verhalten“

 

Was sind ihre Stärken und wie konnten Sie diese für ihre Karriere nutzen?

Die gute Organisation meiner Vorhaben hilft mir effektiv zu arbeiten. Ich denke, Organisation gehört zu meinen Stärken. Zielstrebigkeit und Beharrlichkeit sind Eigenschaften von mir, die mir sicherlich bei meinem Studium sowie im Berufsleben sehr geholfen haben und mich weitergebracht haben.

Da ich in der Migrationsforschung tätig bin, konnte ich meine Sprachkenntnisse in meiner wissenschaftlichen Arbeit einsetzen. Diese sind meine größte Stärke.

 

Was sind ihre wichtigsten Ressourcen gewesen, um Karriere machen zu können?  

Meine Familie stand mir sowohl während meines Studiums als auch danach im Berufsleben immer unterstützend zur Seite.

Meine Türkischkenntnisse waren bei unserer Multicenter-Vergleichsstudie sehr hilfreich und auch erforderlich. In meiner Diplomarbeit habe ich die Lebenszufriedenheit von in Österreich lebenden türkischsprachigen MigrantInnen analysiert. Wobei hier auch meine Türkischkenntnisse sehr hilfreich waren, da der eingesetzte Fragebogen von mir in die türkische Sprache übersetzt wurde und manche der türkischsprachigen TeilnehmerInnen unzureichende Deutschkenntnisse hatten. In der Zwischenzeit habe ich meine Diplomarbeit publiziert: “A comparative study of Turkish-speaking migrants and natives living in Vienna/Austria concerning their life satisfaction - with a particular focus on satisfaction regarding their health. International Journal of Migration, Health and Social Care. 11 (3): 206 – 217.“


Aus welcher Situation in Ihrer Karriere haben Sie am meisten gelernt?

Während meiner Mitarbeit an der Multicenter-Studie hatte ich mehrere Wochen dauernde Forschungsaufenthalte in Deutschland und in der Türkei. Diese Auslandsaufenthalte, die unterschiedlichen Systeme in den jeweiligen Ländern bzw. Kliniken sowie der Umgang und die Bewältigung mit diesen Gegebenheiten haben mich persönlich sehr bereichert.  


Gab es während Ihrer Karriere Situationen, in denen es eine Rolle spielte, dass Sie eine Frau sind?

Ich hatte bis dato nicht den Eindruck, dass mein Geschlecht im Berufsleben eine große Rolle gespielt hat.  


Falls Sie Kinder haben: Was hat sich durch das Kind/die Kinder verändert?

Ich habe noch keine Kinder, bin aber derzeit schwanger, bin auch schon sehr gespannt auf die Veränderungen durch den Nachwuchs. Ich finde jede Neuordnung braucht viel Energie, bei solch einem schönen Life-Event kann das nur bestärkend sein.   


Welchen Ausgleich suchen Sie in ihrer Freizeit?

Da ich aus einer kollektivistischen Kultur stamme, ist mein Ausgleich auf jeden Fall meine Familie und meine Freunde. Außerdem spiele ich seit mehreren Jahren Badminton, wo ich den Stress vom Alltag abbauen kann und auch richtig abschalten kann.  


Vielleicht können Sie jüngeren Kolleginnen zum Abschluss noch ein paar Tipps und Tricks verraten.

Im Leben läuft nicht alles wie geplant, es ist wichtig die eigenen Ziele nicht aufzugeben. Man darf sich nie entmutigen lassen - egal was passiert. Manchmal muss man sich denken „Gut Ding braucht Weile“, sodass man entschlossen die eigenen Ziele mit viel Geduld nachverfolgt.

Preise und Nominierungen

 

Weltfrauentag - März 2017

Preisverleihung Wien

Medizinisch-Wissenschaftlicher Fonds des Bürgermeisters der Bundeshauptstadt Wien

Türkan Akkaya-Kalayci und Zeliha Özlü-Erkilic von der Universitätsklinik für Kinder-und Jugendpsychiatrie der Medizinischen Universität Wien werden bei der Studie über Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund mit Mitteln aus dem Bürgermeisterfonds der Stadt Wien unterstützt. Das Projekt „Eine prospektive Studie über die psychische Befindlichkeit und die Suizidalität bei Kindern und Jugendlichen: Transkulturelle Risiko- und Resilienzfaktoren“ soll neue Erkenntnisse in der Migrationsforschung bringen und die kultursensible adäquate Behandlung und Betreuung von Personen mit Migrationshintergrund verbessern.

Das Projekt wurde von Türkan Akkaya-Kalayci und Zeliha Özlü-Erkilic von der Ambulanz für Transkulturelle Psychiatrie und migrationsbedingte Störungen im Kindes- und Jugendalter an der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie konzipiert.

Psychische Befindlichkeit und die Suizidalität bei Kindern und Jugendlichen
Immer mehr Kinder und Jugendliche leiden an psychischen Störungen und zeigen autoaggressives Verhalten, wobei die Frage nach den Ursachen nach wie vor nicht immer geklärt ist. Bisher gibt es in Österreich keine Studien, die die psychische Befindlichkeit und die Suizidalität von Migrantenkindern explizit untersucht haben.

In dieser Studie wird erstmals die psychische Befindlichkeit und die Suizidalität im klinischen Bereich als auch in der Schulpopulation untersucht. Es wird angenommen, dass Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund zusätzlichen migrationsbedingten Belastungsfaktoren ausgesetzt sind, welche die psychische Befindlichkeit negativ beeinflussen und somit deren Suizidalität erhöhen können.  

Es wird erwartet, dass transkulturelle Unterschiede bei Risiko- und Resilienzfaktoren sowohl  die psychische Befindlichkeit als auch die Suizidalität von Kindern und Jugendlichen negativ beeinflussen können.
Da in Österreich erstmals im Rahmen dieser Studie einheimische Kinder mit Migrantenkindern in Bezug auf psychischer Befindlichkeit und Suizidalität vergleichen werden, stellt diese Studie eine essentielle Grundlage für präventive Maßnahmen in diesem Bereich dar.

Aus den gewonnenen Erkenntnissen sollen Programme entwickelt werden, um Kinder/Jugendliche mit und ohne Migrationshintergrund schon im Vorfeld zu schützen und so das Entstehen psychischer Probleme bzw. autoaggressives Verhalten zu verhindern.

INFOs >>

Dekretverleihung - Februar 2016


Nominiert für den MiA-Award 2014 im Bereich „Humanitäres & gesellschaftliches Engagement“

Bei der MiA-Award werden Frauen mit internationalem Hintergrund ausgezeichnet, die erfolgreich in und für Österreich tätig sind. (www.mia-award.at) INFOs>>

Ehrenamtliche Mitarbeit

1.“ProjektXchange“ –Botschafterin beim Österreichischen Roten Kreuz.
Mit “ProjektXchange“ ist es möglich Themenbereiche wie Toleranz, Vorurteile, Zivilcourage, Rassismus, Kulturunterschiede, Leben miteinander etc. mit SchülerInnen auf unterschiedliche Arten zu erarbeiten. INFOs>>

 

2. Verein „Österreichische Gesellschaft für medizinische Öffentlichkeitsarbeit“
Avusturya Tıbbi Danışma Birliği Tagungen mit unterschiedlichen Gesundheitsthemen werden in türkischer Sprache organisiert. INFOs>>

 

3. „KONNEX“ ist ein vom Verein Wirtschaft für Integration initiiertes PatInnenprogramm für junge Menschen mit Migrationsgeschichte."KONNEX" unterstützt bei der beruflichen Orientierung und der persönlichen Entwicklung. INFOs>>

 

4. Jury-Mitglied beim „MigAward“ im Rahmen des Projektes werden verschiedene Projekte, Initiativen und Persönlichkeiten ausgezeichnet, die die Integration und Partizipation der MigrantInnen in Österreich fördern. (www.migaward.at)

 

5. „NutritionDay worldwide“ “Benchmarking Ernährungsrisiko Ernährungstherapie -> Projektmitarbeit an der Medizinischen Universität Wien. INFOs>>

 

 

 

 

Forschungsaufenthalte im Ausland

12/2012 - 01/2013

Tätigkeit als Gastwissenschaftlerin beim türkischen Gesundheitsministerium –

Sektion Gesundheit in Istanbul/Türkei (Istanbul Halk Saglik Müdürlügü)

8/2012 - 9/2012

Tätigkeit als Gastwissenschaftlerin im psychiatrischen Krankenhaus

„Bakırköy Prof. Dr. Mazhar Osman Ruh Sağlığı ve Sinir Hastalıkları E. A.

Hastanesi“ in Istanbul/Türkei

7/2012 – 8/2012

Tätigkeit als Gastwissenschaftlerin in der Universität Istanbul - Cerrahpaşa auf

der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie in Istanbul/Türkei

6/2011 – 8/2011

Tätigkeit als Gastwissenschaftlerin im Charité Berlin auf der Klinik für

Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters in

Berlin/Deutschland